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Isabella lernt das Laufen, Schritt für Schritt: wie alles begann, die ersten Schritte, der erste Lauf und Marathon
Wie ich Jeff Galloway und die Run/Walk Methode für mich entdeckte, die ersten Erfolge einheimste, aber auch Rückschläge einstecken musste. Über die ersten heimlichen Schritte, offiziellen Lauf und Marathon berichte ich in diesem Artikel.
Wie kam es eigentlich zu mehr Bewegung
Heute würde ich euch gerne davon erzählen, wie die faule und wirklich unsportliche Isabella zum Laufen gekommen ist.
Wie viele Veränderungen zu dieser Zeit ist auch der Laufanfang auf die multiple Sklerose zurückzuführen. Natürlich bin ich nicht am Tag der Diagnose mit meinen Turnschuhen los! Ich hatte höchstens Sneaker, welche ganz sicher nicht für den Sport gemacht wurden. Im Jahr der multiplen Sklerose, also 2013, hab ich angefangen mich zu verändern, umzudenken, auch in sportlicher Hinsicht. Erst mal wurde Yoga ausprobiert. Warum ist Yoga wichtig? Das ist eine andere Geschichte und wird vielleicht in einem weiteren Artikel erzählt. Auch wie es zum Nordic Walking kam oder wann ich mir mein erstes Mountainbike anschaffte, gehört nicht hierher. Es geht ja ums Laufen! Also wie bin ich zum Laufen gekommen?
Die ersten Schritte
Es war im Mai oder Juni 2014 und Sabrina, eine Assistentin in der Praxis wo ich arbeite, meinte, ob ich nicht bei so kleinen Läufen im Val di Sole mitmachen wollte. Da ich jetzt ja sportliches Interesse hätte und neues ausprobieren wollte, hatte sie sofort an mich gedacht. Sie war bereits eine leidenschaftliche Läuferin. Bei diesen Events handelte es sich um 4-6 km Läufe in und ausserhalb von 7 Lokalitäten des Val di Sole, welche abends oder am Wochenende stattfanden. Man musste nicht laufen, man konnte auch gehen.

Gesagt, getan! Der erste Lauf in Cogolo war kalt, regnerisch und ich bin mit meinen Nordic Walking Stöcken gestartet. Als letzte kam ich nicht an. Der zweite Lauf wurde immer mit Stöcken und der Technik des Nordic Walkings gemeistert. Den dritten Lauf hab ich dann ohne Stöcke geschafft, abwechselnd gehend und laufend. Die restlichen 4 Events hab ich mit der gleichen Methode gemeistert!
Isabella lernt das Laufen
Im August, auf der Suche nach Neuigkeiten im Appstore, hab ich dann eine Laufapp für mich gefunden und aufs Handy geladen. 5K Runner hiess sie und versprach innerhalb von zwei Monaten, bei 3 Wocheneinheiten, 5 km in 30 Minuten laufend zu schaffen. Heimlich hab ich nach der Arbeit damit angefangen. Das lief voll easy. Hab auch oft zwei Einheiten hintereinander gemacht. Circa 25 Tage hatte es gedauert, bis ich di App durch hatte, weil einfach alles bestens lief. An meinem Geburtstag konnte ich die 5 km laufen.
Anschliessend hatte ich mir die 10 km App besorgt, mich aber auch im Internet erkundigt, gesucht, gestöbert. Wenn mir etwas gefällt dann forste ich das Internet nach Infos, Programmen, Büchern und was es sonst noch so gibt ab und versuche mich auf den aktuellsten Stand zu bringen. Ich weiss nicht mehr wann genau und wo, bin aber auf die Methode von Jeff Galloway gestossen.
Jeff Galloway, die ersten 10km und ein Laufkollege kommen dazu
Jeff Galloway ist der Begründer nicht einer, sondern der Run/Walk/Run Methode, in welcher der Läufer regelmäßige Gehpausen nach verschieden langen Intervallen einlegt, von Anfang an. Denn, wenn man vor dem Ermüden der Laufmuskeln eine Gehpause einlegt, dann wird den Muskeln somit Erholung verschafft. Damit steigert man die Leistungsfähigkeit.
Diese Methode fand ich auch als App bei iTunes für die 10km. Gesehen und gekauft! In der App stellt man die gewünschte Pace und den Ratio Run/Walk ein. Die Pace ist die Zeit, die man pro Kilometer oder Meile benötigt. Der Ratio Run/Walk ist die Zeit, wie lange die Lauf- und Gehzeiten dauern sollen. Damit ging es los, die Stimme von Jeff und die Musik mich begleitend. Jeff motiviert einen und die Musik ist für die gewünschte Geschwindigkeit genau richtig. Ich sah mich schon an internationalen Wettbewerben teilnehmen!
Ich hatte die Rechnung aber ohne meinen Freund, Kollegen und Chef gemacht. Der glaubte mir irgendwann nicht mehr, dass ich abends nur spazieren gehe. Er wusste, da ist bestimmt mehr los und somit stand er eines abends im Laufdress da und meinte er würde mir jetzt folgen und genau das machen was ich auch mache. Also erzählte ich ihm von Jeff.
Von da an gingen wir nun dreimal die Woche laufen, zweimal eine Stunde unter der Woche abends nach der Arbeit und Samstag morgen.
Im November 2015 absolvierte ich dann meinen ersten 10 km Lauf mit Sabrina in Riva del Garda. Knapp über eine Stunde hab ich gebraucht, aber ich war super happy. Hatte ja grade mal vor 3 Monaten zum Laufen angefangen!



Das Abenteuer geht weiter, die ersten 21km und ein Rückschlag
Natürlich ging es dann gleich mit der 21km App von Jeff Galloway weiter. Bei der hiess es dann von 0 auf 21km in 26 Wochen. Das System war wie bei der ersten App, man stellt die gewünschte Pace und Ratio Run/Walk ein. Die Hälfte hatte ich ja schon mit der ersten App über 10km geschafft, konnte also den ersten Teil bereits überspringen. Schnell ging es weiter mit dem Programm Richtung Halbmarathon.
Auf dem Plan stand der Romeo und Julia Halbmarathon in Verona im Februar 2016. Das sollte zu schaffen sein! 10 Wochen waren dafür Zeit. Erst musste aber noch der Weihnachtsmannlauf in Verona und der Silvesterlauf in Rom kommen. Ich wollte ja soviel laufen wie möglich!

Ein paar Wochen vor dem Romlauf, also so Ende November Anfang Dezember machte sich dann so ein Ziepen oder Stechen im rechten Oberschenkel innen bemerkt. Aber ich machte mir da nichts daraus und lief weiter. Der Weihnachtsmannlauf in Verona wurde gemeistert. Besser wurde es im Oberschenkel nicht, aber Rom kam näher! Mir ging es nicht wirklich gut, aber ich wollte nach Rom, das Zugticket war bereits gekauft. Das konnte man doch nicht verfallen lassen!
Rom, oh weh!
In Rom hab ich mir dann Gedanken gemacht, ob es nicht doch besser wäre nicht zu laufen! Aber wer mich kennt, der weiss, dass ich ein kleiner Sturkopf bin. Na ja, eher ein grosser! Ein paar Tage sich schonend und stretchend sollten alles regeln und ich konnte bestimmt schmerzfrei starten!

Also ging ich nach ein paar Tagen Schonung an die Startlinie! Schon nach 200 Metern wusste ich, dass dies keine gute Idee war. Also Zähne zusammenbeissen und schnell durch Rom, ohne Gehpausen, sonst hätte ich womöglich stoppen müssen und wäre bestimmt nicht mehr losgelaufen. Ich schaffte es letztendlich in knapp unter einer Stunde anzukommen. Genau das was ich für Sylvester 2015 geplant hatte. Was dann aber nach dem Zieleinlauf kam war Euphorie im Kopf und fürchterlichste Schmerzen beim Gehen. Ich schaffte es irgendwie, gehend und humpelnd, in die U-Bahn, ins Hotel, in den Zug, ins Auto und nach Hause.
Anfang 2016
Die nächsten Tage waren die Hölle, an schmerzfreies Gehen war kaum zu denken. Aber ich war zuversichtlich für Verona im Februar, waren ja noch 6 Wochen hin!
Erst mal standen Physiotherapie, Krafttraining und Schmerzmittel auf dem Programm. Dann, nach und nach ganz langsame Läufe, bis das Hamstring Syndrom nach circa 5 Monaten der Vergangenheit angehörte. Dieses Syndrom basiert auf der Entzündung der Ansatzsehnen der ischiocruralen Muskulatur, also die der hinteren Oberschenkel. Aus dem Fehler sollte ich doch etwas für die Zukunft lernen! Stabilitätsübungen, Krafttraining und Stretching sind wichtig und sollten immer begleitend zum Lauftraining dazugehören. Meinen ersten Versuch wagte ich im Mai bei dem 10km Lauf Straverona in Verona. Ich hab lange gebraucht, aber war währenddessen und im Ziel schmerzfrei. Juhu!
Anchliessend ging mein 21km Programm mit Jeff weiter. Wenn schon nicht Verona im Februar, dann wenigstens im November der Cangrande Halbmarathon in Verona. Ein gewisses Ziepen gehörte eigentlich zu allen weiteren Läufen dazu, dachte aber, da kommt nichts Schlimmeres mehr, da ich ja jetzt auch stretchte!
Fantasien darf man haben, oder nicht?
Es muss im September gewesen sein, während eines langen Laufes am Samstag, als mein mittlerweile fester Laufpartner meinte, dass es schon ein Traum wäre eines Tages einen Marathon laufen zu können, zum Beispiel den New York Marathon. Das war natürlich nur so dahin fantasiert, dachte ich!
Man sollte mir aber nicht solche Gedanken in den Kopf setzten! Vielleicht vergisst er es ja wieder! Aber ich? Wär schon ein Traum!

Der Halbmarathon in Verona im November wurde gemeistert, mit ein paar Wehwehchen, aber die scheinen ja zum Laufen dazu zugehören! Das dachte ich zumindest damals! Bestätigen so ja auch die meisten Läufer. No pain, no gain!
Ein Marathon wird kommen
New York spukte irgendwie immer im Kopf rum! Still und heimlich hab ich mich erkundigt, dass es eine Möglichkeit gäbe sich anzumelden. Die magischen Wörter heissen internationale Reiseagentur. Sonst gäbe es nur noch das Losverfahren, Wohltätigkeit oder eine festgelegte Qualifikationszeit.
Kurzerhand, nachdem ich die Fakten hatte, wurde das Thema nochmals angesprochen. Sachlich erläuterte ich die Möglichkeiten, ohne Druck auszuüben. Eine Woche später haben wir uns für den TCS NYC Marathon 2017 angemeldet. Somit ging es mit App 42km in 52 Wochen von Jeff los.
Die Wehwehchen während des Laufens konnten natürlich nicht einfach mal aufhören und begleiteten mich ständig. Im Winter zog ich mir dann mal ein Piriformis Syndrom zu. Auch nicht lustig! Ich weiss nicht wenn ich zwischen Piriformis oder Hamstring wählen könnte, welches ich lieber hätte! Aber mit viel Stretching hab ich es immer in den Griff bekommen, dass ich nicht aussetzen musste. Deshalb konnte das Training weitergehen, mit mehr oder weniger Zipperleins.
Oh Julia, oh Romeo!
Der Februar 2017 wurde für den Romeo und Julia Halbmarathon in Verona genutzt. Das Jahr davor hatte mir ja meine erste Verletzung einen Strich durch die Planung gemacht.
In den Monaten die folgten, kam hinzu, dass mir die zunehmenden Temperaturen und die Hitze zu schaffen machten. Lag es an der MS, an der Arbeit, ich weiss es nicht, aber ein Indianer kennt bekanntlich keinen Schmerz und es musste ja weiter gehen! Der Sommer ging irgendwann vorbei, der Herbst kam und der Marathon rückte näher.
NY in Sicht und ein Knie meldet sich zu Wort
Es gab dann mal wieder Neuigkeiten, denn circa 6 Wochen vor New York hat dann mein Knie zum rumzicken angefangen. Links aussen, ein stechender Schmerz, der mit längeren Laufen immer schlimmer wird, so als wenn dir jemand einen Nagel reinklopfen würde. Also mal wieder Bücher studiert und ab zum Physiotherapeuten. Der hatte mal wieder eine neue Diagnose. Dieses Mal das Ileo-Tibial Band Tractus Syndrom, noch im Anfangsstadium, da ich ja ohne weitere Beschwerden gehen konnte. Was hab ich alles gemacht? Salben probiert, Schmerzmittel genommen, verschiedene Kniebandagen ausprobiert und verschiedene Untergründe beim Laufen getestet. Fakt war, dass ich 3 Wochen vor dem Marathon praktisch nicht mehr gelaufen bin, mich selbst bemitleidet habe, aber auch viele neue Übungen für das Ileo-Tibialband kennengelernt habe. Ebenso wurde die Faszienrolle ins Repertoire geholt. Besser gesagt 2, eine weiche, eine harte.
Der Tag des ersten Marathon
Am Tag des Marathons bin ich mit meiner Kniebandage und ich gebe es zu, möge sich das Tor zur Hölle öffnen, einem Schmerzmittel gestartet. Was soll ich sagen, bei all den Problemen (Müdigkeit, Regen, Übelkeit) die es an dem Tag gab, mein Knie war muchsmäuschenstill.
Den Lauf durch die Stadtteile New Yorks hab ich als eine wunderschöne Erfahrung in Erinnerung, die ich jederzeit wiederholen würde und es auch werde. Wenn die Leute von dieser besonderen einmaligen Stimmung erzählen, die der Läufer erfahren darf, dann kann man das kaum glauben, man muss es erleben! Die Menschen feiern, feuern dich an, geben dir Kraft und dieses besondere Gefühl ein Teil New Yorks zu sein.
Das Knie hatte dann erst wieder in Italien bei den ersten Laufversuchen nach dem Marathon mit Beschwerden angefangen. Mit Geduld und vielen Übungen wurde auch dieses Problem nach ein paar Monaten bewältigt und in der Kiste Läuferverletzungen ad acta gelegt.


Wie ging es weiter nach dem ersten Marathon
Das war die Geschichte vom ersten Schritt, Lauf und Marathon. Irgendwann, immer nach neuen Möglichkeiten suchend, hab ich dann die Methode Correre Naturale von Daniele Vecchioni kennengelernt und muss sagen, dass ich Dank ihm und Jeff erst seit diesem Jahr Februar beschwerdefrei laufe und endlich Spass daran habe. Ich laufe zwar langsam, aber ich laufe! Der Rom Marathon wurde im April beschwerdefrei abgeschlossen. Ein weiterer steht im Oktober an. Aber wie mein momentanes Lauftraining aussieht ist eine andere Geschichte!

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