In – Kyoto erkunden – geht es heute mit dem Bike und zu Fuss durch die Stadt. Zwischen Higashiyama, Kamogawa Fluss und Tempeln erkunde ich die Stadt, welche einst Kaiser- und Hauptstadt des Landes für über 1000 Jahre war. Genau bis zum Beginn 1886 der Meji Ära. Heute ist sie eine berühmte Universitätsstadt, viele Nobelpreisträger hat sie hervorgebracht.

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Start am Kyoto Bahnhof bis zum Kamogawa Fluss
Am Kyoto Bahnhof geht es mit meinem Leihbike los. Ich radle Richtung Kamogawa Fluss und dort angekommen nehme ich den Rad- und Fussweg direkt am Ufer des Flusses.


Der Fluss Kamogawa oder Kamo(鴨川) ist ein Nebenfluss des Yodo, 31km lang und fliesst durch Kyoto. Ich finde, dass er nicht viel Wasser hat, werde aber eines Besseren belehrt. Normal ist wenn er anscheinend wenig hat. Wenn es in den Bergen oder mehrere Tage regnet, dann steigt der Wasserpegel ganz schnell an.
Ich halte zwischen den Brücken Sanjo (3rd Avenue) und Shijo (4th Avenue) und sehe mich um. Im Westen befinden sich die meisten Kaufhäuser und Einkaufsviertel. Darunter auch berühmte für Spezialitäten, wie zum Beispiel Nishiki Markt, Shinkyogoku und Teramachi. In Entfernung sehe ich auch das Vergnügungsviertel Pontocho. Pontocho ist ein berühmtes “Hanamachi”, also Geisha-Viertel und bekannt für seine traditionelle Architektur und alte Teehäuser. Es gibt Bars und Unterhaltungslokale, welche im Sommer mit zum Ufer hin gelegener Holztrasse ausgestattet sind. Das Viertel erstreckt sich als Gasse, einen Block westlich des Flusses, von der Sanjo-dori im Norden bis zur Shijo-dori im Süden.
Im Osten befindet sich das historische Stadtviertel Higashiyama. Es schmiegt sich an die unteren Berghänge im Osten der Stadt und ist einer der am besten erhaltenen historischen Bezirke in Kyoto. Mit ihren schmalen Gassen, hölzernen Gebaeuden und traditionellen Läden vermittelt besonders die Gegend zwischen dem Kiyiomizudera-Tempel und Yasaka-Schrein Besuchern einen hervorragenden Eindruck von der ehemaligen Hauptstadt Kyoto.
Kyoto erleben: unterwegs in Higashiyama
Weiter geht es erst am Fluss entlang und dann am Ufer eines Seitenkanals weiter. Sie blühen grade nicht, aber ich fahre unter einer Allee von Kirschbäumen die den Weg am Kanal säumen. Ich halte kurz an einem hydroelektrischen Werk mit Damm, welches die Energie des Wassers des Biwa Sees nützt. Dieser ist übrigens der größte See Japans und bekannt für die Burg Hikone und den Shirahige Schrein, dessen Tor im Wasser steht. Es ist das älteste noch arbeitende Werk in Japan. Der Berg dahinter ist bekannt für ein berühmtes Shinto Fest am 16. August jeden Jahres.

Nun geht es erst mal auf die Strassen mit dem Bike. Ich erinnere mich, dass ich gelesen hätte, es wäre verboten auf der Strasse zu fahren und Räder müssen auf dem Gehweg fahren. Jedoch lerne ich, dass in Kyoto jeder auf der Strasse fährt.
Der Heian Schrein und der Shintoismus
Der nächste Halt ist der grosse zinnenrote Heian Schrein, direkt am Okazaki Park gelegen. Man erkennt sofort, dass es ein Schrein ist. Denn eines der Kennzeichen sind die roten Tore, Torii genannt. Ein Schrein ist eine Stätte des Shintoismus. Dort verehrt man Gottheiten, genannt Kami. Sie sind unzählig und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Ganz vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, im Shintoismus betet man erst für den zukünftigen Lamborghini, im Buddhismus dann für die Gesundheit. In Japan werden die Religionen oder Glaubensrichtungen nicht dogmatisch eingehalten. Man mischt gerne mal. So wird zum Beispiel im Schrein geheiratet und nach buddhistischen Ritual beerdigt.


Der kostenlose Teil des Heian Schreins kann schnell langweilig werden, aber im Garten, in den man nur mit Ticket kommt, kann man immer mal wieder entspannt verweilen. Ich lese weiter, dass man hier die einstigen Säulensteine der alten Brücke der Sanjo Straße über den Fluss Kamogawa und am Ende einen großen See mit ansprechender Brücke mit vielen Sitzgelegenheiten vorfindet. Oh, und neuerdings gibt es auch fast direkt in der Mitte eine kleines Getränkehaus. Bekannter ist der Garten aber aufgrund seiner Schwertlilien, die im Mai/Juni blühen.

Schon viele Meter südlich vom Schrein macht das 24.2m Torii aus Stahlbeton mit einem 33.9m langen Querbalken auf diesen aufmerksam. Der Schrein wurde 1895 zum 1100. Jahrestag der Gründung von Heian-kyo, dem heutigen Kyoto, durch den damaligen Kaiser errichtet. 1940 wurde der letzte Kaiser mit Regierungssitz in Heian-kyo im Schrein eingeschreint. Ich schaffe es sogar, für meinem Goshuin einen weiteren Eintrag zu bekommen.
Kyoto erkunden – weiter geht es
In dieser Gegend befindet sich auch der wunderschöne Kyoto Zoo, das Kunstmuseum und die Kyoto Music Hall.

Mein Bike bringt mich weiter zu einem weiteren Highlight der Stadt, dem Philosophenweg.
Der Philosophenweg in Kyoto
Ich biege ich auf den tetsugaku no mich – Philosophenweg ein. Dieser ist eine schöne Flaniermeile, die sich im Osten von vom Ginkakuji-Tempel im Norden bis zum Nanzenji-Tempel im Süden erstreckt. Weitere Tempel säumen den Weg. Wie schön der während der Kirschblüte oder im Herbst sein muss und romantisch direkt neben einen Kanal gelegen. Dafür ist heute niemand unterwegs und ich hab den Weg für mich alleine.

Benannt wurde er nach dem Philosophen Nishida Kitaro. Dies ist einer der Gründer der Schule der Philosophie von Kyoto und spazierte diesen Weg oft entlang zur Meditation. Ein Stück fahre ich diesen Weg entlang, bis ich zum Tempel, dem Nanzen-ji gelange.
Kyoto und Tempel: Nanzen-ji Tempel
Dieser eindrucksvolle Tempel ist vielleicht sogar der wichtigste buddhistische Zen Tempel in Kyoto, da er die Oberaufsicht über weitere fünf Zen Tempel in Kyoto besitzt. Die Zen Philosophie steht für den mittleren Weg und geht auf 1291 zurück.
Davor befindet sich ein Park mit vielen Ahornbäumen. Leider sieht es momentan eher wie ein Friedhof aus, da so viele Pflanzen bei Unwettern umgeknickt sind.
Zuerst betritt man ein weitläufiges Aussenareal, auf dem auch das Sanmon-Tor zu finden ist. Läuft man am Tor vorbei, findet man eine Besonderheit dieser Anlage, ein Aquädukt. Es führt mitten durch die Tempelanlage durch und wurde nach Tempelerbauung konstruiert. Der Innenbereich des Nanzen-ji besteht hauptsächlich aus Gärten, die mal mehr, mal weniger gross sind und durch überdachte Passagen miteinander verbunden sind.

Chion-in Tempel
Nun weg vom Philosophenweg und fahre Richtung Chion-in Tempel. Als ich vor dem Tor stehe frage ich mich nur, wie viele Stufen denn da hochführen? Er ist ein grosser und bekannter Tempel, sein riesiges Eingangstor, das Größte dieser Art in Japan, bietet einen atemberaubenden Anblick. Der Tempel selbst besitzt die größte Glocke Japans.
Bekannt ist die Treppe vor dem Tor übrigens aus dem Film “Der letzte Samurai” mit Tom Cruise von 2003.
Der Tempel selbst begann als bescheidenen Hütte des Priesters Honen, dem Begründer der Jodo-Sekte (Reines Land). Die Lehren sind leicht zu verstehen und somit hat er eine Menge Nachfolger. Heute ist er der Haupttempel der buddhistischen Sekte „Reines Land“.
Vor dem Tor geniesse ich einen kleinen Snack. Sehen aus wie Ravioli, sind leicht süß und heissen Yatsuhashi.
Kyoto erkunden: Yasaka Schrein
Nach einer kurzen Stärkung geht es weiter Richtung Gion, mit Ziel Yasaka Schrein. Als einer der größten Tempel im Land wurde er 656 gebaut. 869 wurden die omikoshi (tragbaren Schreine) durch die Strassen von Kytot getragen, um eine Seuche zu bekämpfen. Dies war der Beginn eines berühmten Festivals, dem Gion-Matsuri.

Vor dem Hauptschrein steht eine Art Halle für Tänze und Ähnliches. Die Laternen, welche Abends besonders schön leuchten, lassen verschiede Aufdrucke erkennen. Diese zeigen die Namen von Personen oder Unternehmen, die gespendet haben. Darunter Geishas oder auch ein Schönheitssalon.
Möchte man jedoch sein Goshuin füttern, oder sich alles genau ansehen, dann sollte man unbedingt tagsüber nochmal vorbeikommen.
Die Stempel der Tempel und Schreine heissen auf japanisch goshuin (御朱印). Sie gelten als Beweis, dass man zu Besuch war, denn es gibt sie nur vor Ort. Die Stempel werden im “goshuincho” (御朱印帳) gesammelt. Was steht drauf? Ein oder mehrere rote Stempel, dazu in Kalligraphieschrift der Name des Tempels oder Schreins, der Tag der Eintragung und oft noch eine Botschaft oder Sprüchlein.

Durch charakteristische Gassen fahre ich und hab längst die Orientierung verloren. Die Richtung zum Kodai-ji müsste aber stimmen. Ein Tipp für die komplette Tour mit dem Rad ist immer Google Maps zu verwenden. Ich sehe später dass es die Strassen Nene-no-Michi und Ishibei-koji waren.

Kodai-ji Tempel
Dieser Zen-Tempel gehört aufgrund seiner Lage und des Gartens zu den wirklich schönen der Stadt. Gegründet wurde dieser 1606 von Nene, der Witwe des Feldherrn Toyotomi Hideyoshi, um nach dessen Tod (1598) für ihn zu beten. Ihr Nonnenname war Kodaiin (高台院).
Zum Tempel gelangt man über eine Gasse oder über flache Treppen. Von Nene hat die Strasse an der der Kodai-ji liegt auch ihren Namen: nene no michi – Nenes Weg.


Die Kuh Temmango Ox, welche am Eingang wacht, hat es auch zu Anerkennung gebracht. Es heisst streichelt man sie an der Stelle wo man selbst Beschwerden hat, dann werden diese verschwinden.


Der Tempel besitzt einen wunderschönen Zen-Garten. Er ist mit grossen Steinen und Bäumen in hügeliger Landschaft zwischen eleganten Tempelbauten und zwei Teehäusern gelegen. Ganz oben hat man eine herrliche Aussicht auf den Tempel selbst und Teile von Kyoto.


Ein weiteres, nicht so bekanntes Juwel im oberen Bereich des Parks ist der Bambushain. Will man zwischen Bambusbäumen gehen, ohne die üblichen Massen des Sagano Bambushaines in Arashiyama anzutreffen, dann sollte man diesen Tempel besuchen. Einer meiner Hauptgründe hierher zu kommen. Um diese Schönheiten zu bewundern, muss man allerdings tagsüber kommen, da der Tempel sonst geschlossen ist.


Im eigenen kleinen Teehaus geniesst man bei Stille einen Matcha inklusive Süssigkeit und mit Blick in den gerade beschriebenen Garten.

Fotostopp am Entoku-in und Hokan-ji
Der Entoku-in ist ein kleiner Sub-Tempel des Kodai-ji, der sich direkt auf der gegenüber liegenden Straßenseite befindet. Der Tempel hat einen netten Garten ist aber sonst wenig spektakulär, so habe ich gelesen.

Langsam fahre ich, stetig leicht ansteigend nach oben und komme am Hokan-ji vorbei. Dieser ist umgangssprachlich als Yasaka-Pagode bekannt. Es handelt sich um eine 46m hohe fünfstöckige Pagode mit eleganten Schrägdächern auf jeder Etage. Ursprünglich 589 von Kronprinz Shotoku erbaut, angeblich ist er im Traum von ihr inspiriert worden. Tagsüber kann man sie betreten.
Kyoto entdecken am Kiyomizu-dera Tempel
Mein nächstes Ziel mit dem Bike ist der Tempel 清水寺, oder Kiyomizu-dera im Stadtbezirk Higashiyama. 1994 wurde er mit mehreren Stätten zum UNESCO-Weltkulturerbe Historisches Kyoto ernannt und ist somit einer der bekanntesten der Stadt. Der Name kommt vom Wasserfall innerhalb des Tempelkomplexes – kiyoi mizu bedeutet reines Wasser.

8 von 10 Touristen in Kyoto besuchen diesen Tempel und ist somit ist dieser meistens auch ziemlich überfüllt. Die Strasse die zum Tempel hinaufführt ist gesäumt mit Läden die unter anderem Souvenirs oder lokale Spezialitäten anbieten. Am besten schiebt man sein Fahrrad wenn man diese Zufahrtsstrasse wählt. Oder man sieht bei Google Maps die Hauptstrasse, die zum Tempel führt und nimmt diese. Habe ich bereits erwähnt, dass momentan Regenzeit ist? Gerade hat es mal wieder angefangen. “Ame” heisst Regen auf japanisch.
Der Tempel stammt aus dem 8. Jahrhundert, die heutigen Gebäude wurden aber im Jahr 1633 errichtet.
Die Haupthalle des Tempels wird renoviert und ist somit hinter einem beeindruckenden Bambusgerüst verborgen. Die Aussicht hat man dennoch. Heute, oder gerade im Moment weniger. Es regnet und die Wolken hängen tief. Wir werden darauf hingewiesen, dass dieses Gerüst, wie es dasteht, mit Bambus hochgezogen wurde und dabei keine Nägel verwendet wurden. So wie es früher auch gemacht worden ist. Wenn es wieder runter geht, bemerkt man die kleine Schlange und Menschen die sich mit langstieligen Schöpfern von 3 Wasserabflüssen etwas nehmen. Man sagt, der erste ist für die Liebe, der zweite für das lange Leben und der dritte für die Weisheit.


Yasui-kon piragu Schrein
Dann geht es wieder Richtung Kamo Fluss. Nicht jedoch, ohne vorher noch einen Abstecher beim Yasui-kon piragu Schrein einzulegen.
Genauer ist er bekannt als Schrein des weissen Steines. Dieser ist über und über mit Zetteln beklebt und unten befindet sich ein Loch, durch das man hindurchkriechend kann. Der Stein soll die Macht haben dir bei deiner Beziehung zu anderen Menschen zu helfen. Hat man den Wunsch zu einem Menschen eine Beziehung aufzubauen oder zu beenden, dann ist dieser Stein genau richtig. Auch für die Ablösung von schlechten Einflüssen wie Krankheit, Alkohol, Zigaretten und Glückspiel kann man bitten. Leider kann man am Abend keine Zettel mehr kaufen, dafür kommt man einfach an einem anderen Tag sehr früh oder tagsüber.
Der Tempel selbst wurde 671 von einem Fürsten erbaut. Der damalige Kaiser Sudoku entsagte dem Weltlichen und zog sich in den Yasui-kon piragu zurück. Deswegen wurde er als Schrein bekannt, der die Auflösung einer Verbindung zu anderen Menschen bewirken kann. Dies gilt jedoch nicht für Ehe- und Liebespaare, ihre Beziehung wird noch stärker und tiefer. Am Stein selbst steht geschrieben was man tun muss.

Ein Ausflug mit dem Bike geht zu Ende – zurück zum Bahnhof
Langsam komme ich wieder zum Kamogawa Fluss, überquere ihn und fahre an einem Bach oder Seitenkanal, genannt Takase River, entlang.
Wenn der Kyoto Tower wieder sichtbar wird, dann weiss man, der Bahnhof ist nicht mehr weit.
Kyoto Tower selbst ist ein 131m hoher Aussichtsturm, entworfen von Makoto Tanahashi und gegenüber der Bahnhofes von Kyoto. Eine Plattform in 100m Höhe bietet einen 360° Rundblick auf die Stadt. Ein neunstöckiges Gebäude mit einer Höhe von 30,8m dient als Sockel des Turms. Darin befindet sich ein Restaurant mit drei Etagen. Im Untergeschoss gibt es weitere Lokale, darunter auch ein veganes Restaurant, das Vege Deli.

Ein wunderschönes Erlebnis in Kyoto ist übrigens ein Spaziergang am Abend in Higashiyama. Tempel, Teehäuser und viele Besonderheiten warten. Wer Glück hat, dem begegnet vielleicht eine Maiko oder Geisha. So wie man am Abend Higashiyama entdecken sollte, ist es fast ein Muss während eines Städtetrips früh morgens Japans berühmtesten Tempel zu besuchen. Im Artikel Schrein der tausend Tore oder Fushimi Inari Taisha entführe ich euch zu einem mystischen Ort, der immer in Erinnerung bleiben wird.
Weitere Infos über Kyoto gibt es bei www.wanderweib.de oder www.japan-kyoto.de.
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