
In Higashiyama am Abend entdecken wir Kyoto, einen der bekanntesten und ältesten Bezirke der Stadt. Higashiyama und besonders Gion, sind als berühmte Geisha – Viertel von Kyoto bekannt und werden heute Abend erkundet.
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Ein paar Fakten zu Kyoto
Kyoto war bis 1868 Haupt- und Residenzstadt des Tenno. Im Zweiten Weltkrieg stand Kyoto oben auf der Liste für den Einsatz der ersten Atombombe. Auf Drängen des US-Kriegsministers H.L. Simpson wurde diese von der Liste gestrichen. Simpson hatte einst Kyoto besucht und wusste um deren kulturelle Bedeutung. Aus demselben Grund wurde auch Kyoto von schweren Luftangriffen verschont. Deshalb gibt es heute ein Zentrum mit historischen Häusern, die Kyoto das typische traditionelle Bild und ihre Bekanntheit verleihen.
Gion ist eine Zone im Viertel von Higashiyama, bekannt unter dem Namen des „Viertel der Geishas“. Und wie soll es anders sein, steht der heutige Spaziergang unter anderem im Zeichen von Geishas und Maikos. In Kyoto wird die Geisha auch Geiko genannt. Maikos hingegen sind zukünftige Geikos in Ausbildung. Gion ist aber auch die Domäne von buddhistischen Tempeln, Schreinen und zudem eine Festivalhochburg. Der Yasaka-jinja (Schrein) verdankt seine Bekanntheit dem populärsten unter ihnen, dem Gion Masturi-Festival.
Ein Spaziergang am Abend und Higashiyama entdecken
Guter Start: am Gion Corner
Bei einem Städtetrip Kyoto ist ein Abendausflug ins schönste Viertel der alten Kaiserstadt ein absolutes Muss. Um 18 Uhr starte ich meinen geführten Spaziergang unter dem Motto Higashiyama am Abend direkt am Gion Corner in Gion. Das Theater Gion Corner ist ein Ort, an dem du dich an sieben verschiedenen darstellenden Künsten erfreuen kannst, insbesondere an dem von Maiko-Tänzerinnen dargebotenen Kyo-Mai-Tanz. Hier kann man Japans traditionelle darstellende Künste alle auf einer Bühne im “Überblick” bewundern.



Higashiyama abends: die Hanamikoji und Maikos
Noch ist die Hanamikoji, eine der Vorzeige- und Geishastrassen in Gion, voll mit Touristen. Shops, Teehäuser und Restaurants reihen sich aneinander und fast könnte man sagen, man hat die Qual der Wahl. Aber das Angebot ist nicht für jedermanns Geldbeutel! Mit jeder Stunde die am Abend vergeht wird es leerer und man bekommt eine Ahnung wie es hier früher mal gewesen sein könnte.



In einer Seitenstrasse befindet sich ein Haus in dem Maikos wohnen die in Ausbildung sind. Dies erkennt man an Holztäfelchen, auf denen ihre Namen stehen und die wiederum über der Tür angebracht sind.



Eine Maiko in Ausbildung muss im Hause einer Geisha wohnen und das für die ganze Zeit der Ausbildung, genau fünf Jahre. Die “Lehre” dauert vom 16. bis zum 20. Lebensjahr und ist sozusagen kostenfrei für die Auszubildende. Die gesamten Kosten und Ausgaben während dieser Zeit übernimmt die Hausmutter. Man darf aber nicht meinen, dass die Ausbildung zur Geiko irgendetwas romantisches an sich hat. Im Gegenteil, eiserne Disziplin wird verlangt. Morgens geht die Maiko normal zur Schule, nachmittags findet dann der Unterricht in den Künsten statt, die eine richtige Geiko beherrschen muss, wie zum Beispiel der Shamisen Unterricht, Tanz, Gesang und angemessenes Benehmen.
Nach den täglichen Aufgaben muss sich die Schülerin dann abends in eine perfekt gekleidete Maiko verwandeln. Um sich zu schminken, zu schmücken und den Kimono richtig anzulegen braucht es Zeit, auch zwei Stunden. Dann wird gearbeitet. Dies bereits ab dem 2. Ausbildungsjahr. In der Regel sind 3 Vorstellungen pro Abend möglich, zum Beispiel in Teehäusern oder privaten Veranstaltungen in Hotels. Von 18-20Uhr, 20-22Uhr und oft nochmals von 22-24 Uhr wird gearbeitet. Am nächsten Tag geht alles wieder von vorne los. Alle Einnahmen gehen während der Ausbildungszeit an die Hausmutter. Die gesamte Kleidung und Schmuck gehören ihr. Nach fünf Jahren ist die Maiko dann eine Geiko und muss für alles selber aufkommen. Heute gibt es noch 300 Maikos und Geikos in Kyoto. Es waren mal 2000 oder mehr.



Ich lerne auch, dass jedes Geisha Viertel bestimmte Verzierungen an den Lanternen hat. Dies gilt als Zeichen des Viertels. Ja, Kyoto besitzt nicht nur eines, sondern fünf! Gion ist das berühmteste.




Yasui Konpira-gu
Ein weiteres Ziel auf meinem Spaziergang in Higashiyama ist der Yasui Konpira-gu Schrein, genauer bekannt als Schrein des weissen Steines. Dieser Stein ist über und über mit Zetteln beklebt und unten befindet sich ein Loch, durch das man hindurchkriechend kann. Der Stein soll die Macht haben dir bei deiner Beziehung zu anderen Menschen zu helfen. Hat man den Wunsch zu einem Menschen eine Beziehung aufzubauen oder zu beenden, dann ist dieser Stein genau richtig. Leider kann man am Abend keine Zettel mehr kaufen, dafür kommt man einfach an einem anderen Tag sehr früh oder tagsüber.






Hokan-ji Tempel oder Yasaka Pagode

Langsam spaziere ich, stetig leicht ansteigend eine Gasse nach oben. Mein Ziel ist oben zu sehen, der Hokan-ji. Umgangssprachlich ist er auch als Yasaka-Pagode bekannt. Es handelt sich um eine 46m hohe fünfstöckige Pagode mit eleganten Schrägdächern auf jeder Etage. Ursprünglich 589 von Kronprinz Shotoku erbaut, angeblich ist er im Traum von ihr inspiriert worden. Ein typisches Fotomotiv, abends aber mit Stativ aufzunehmen. Tagsüber kann man sie betreten.
Langsam geht es weiter. Hin und wieder muss der Schirm aufgemacht werden. Ja es ist Regenzeit und somit ist dieser bei jedem Gang aus dem Hause unabkömmlich. Meist braucht man ihn mal kurz und kann ihn dann wieder wegstecken.
Wunderschöner Kodai-ji Tempel
Durch charakteristische Gassen laufe ich und hab längst die Orientierung verloren. Die Richtung zum Kodai-ji müsste aber stimmen. Plötzlich bin ich angekommen. Dieser Zen-Tempel gehört zu den Schönsten der Stadt. Gegründet 1606 von Nene, der Witwe des Feldherrn Toyotomi Hideyoshi, um nach dessen Tod (1598) für ihn zu beten. Sie ging ins Kloster und ihr Nonnenname war Kodaiin (高台院). Leider ist es schon zu dunkel und es regnet.
Die Kuh, welche am Eingang wacht, hat es auch zu Anerkennung gebracht. Es heisst streichelt man sie an der Stelle wo man selbst Beschwerden hat, dann werden diese verschwinden.
Der Kodai-ji besitzt einen wunderschönen Zen-Garten. Er ist mit grossen Steinen und Bäumen in hügeliger Landschaft zwischen eleganten Tempelbauten und zwei Teehäusern gelegen. Oben auf dem Hügel kann hat man eine herrliche Aussicht über den Tempel und Teile Kyotos.
Im eigenem kleinen Teehaus geniesst man bei Stille einen Matcha inklusive Süssigkeit und mit Blick in den gerade beschriebenen Garten. Ausserdem besitzt dieser Tempel einen wunderschönen kleinen Bambuswald. Um diese Schönheiten zu bewundern, muss man allerdings tagsüber kommen, da der Tempel sonst geschlossen ist. Hier verweise ich auf auf meinem Besuch tagsüber in Kyoto erkunden – mit dem Bike.
Von Nene hat die Strasse an der der Kodai-ji liegt auch ihren Namen: nene no michi – Nenes Weg.
Die Gassen von Gion sind einfach entzückend. Abends entlang zu spazieren, mit wenig Menschen, hat man das Gefühl man könnte in eine andere Zeit versetzt sein. Die typischen, gut erhaltenen oder restaurierten Stadthäuser zeigen sich von ihrer anmutigen Seite Geht man aufmerksam durch die Strassen und passt genau auf, kann man sichtbare Hinweise erkennen und viel lernen..
Ishibei-koji und Besonderheiten in Kyoto

Eine besonders anmutende Straße ist die Ishibei-koji. Diese führt in Hirashiyama vom Kodai-ji Richtung Downtown. Teehäuser gibt es hier in grosser Anzahl. Sie sind aussen meist sehr schlicht, typisch im Stil der alten Stadthäuser. Jedoch kann man sie an ihrem Erkennungsmerkmal ausmachen. Es ist ein schwarzes Brett aussen am Türrahmen, mit dem Namen darauf. Meist ist dies für den unerfahrenen Besucher und Laien nicht auf Anhieb auszumachen oder man sieht es schlicht einfach nicht.

Einen seltsamen Anblick bietet diese seltsam aussehende Abtrennung vor den Häuserwänden. Richtig, man kann auch etwas darin verstauen, aber es ist in erster Linie ein Schutz. Nachdem in Teehäusern vor allem Alkohol getrunken wurde, diente er als Schutz wenn sich jemand erleichtern wollte, aber verhinderte er auch, dass sich Betrunkene zum Schlafen legen konnten.



Oft erkennt man auch eine Figur, hoch oben, über dem Türbogen. Diese beschützt das Haus. Die älteren Häuser besitzen meist eine.

Sieht man kleine Salzblöcke oder Schüsselchen mit Salz am Eingang der Häuser, soll dies reinigend wirken und vielleicht so auch das Böse abwenden.

Und dann gibt es Figuren, wie die des sitzenden Igels mit rundem Bauch. Der sieht ja wirklich putzig aus. Aber auch er hat eine Bedeutung in Kyoto. Sieht man ihn an einem Haus, bedeutet die, hier gibt es Sake, also Alkohol.


Ein Abend in Higashiyama und der Yasaka Schrein
Mein Spaziergang bringt mich weiter zu einem weiteren Wahrzeichen von Kyoto, dem Yasaka Schrein.



Gelegen am östlichen Ende der Shijo-dori, wurde er 656 gebaut. Der Yasaka Schrein ist im modernen und Gion-Zukuri Stil gebaut und einer der größten Japans.
869 wurden die Omikoshi (tragbaren Schreine) des Gion-Schreins durch die Strassen von Kyoto getragen, um eine Seuche zu bekämpfen, die die Stadt befallen hatte. Dies war der Beginn des Gion-Matsuri, eines weltberühmten Festivals.
Vor dem Hauptschrein steht eine Art Halle für Tänze und Ähnliches.


Die Laternen, welche abends besonders schön leuchten, lassen verschiedene Aufdrucke erkennen. Diese zeigen die Namen von Personen oder Unternehmen, die gespendet haben. Darunter auch Geishas oder auch ein Schönheitssalon.
Möchte man aber für sein Goshuin ein neues Siegel, oder sich alles genau ansehen, dann sollte man unbedingt tagsüber vorbeikommen. Man wird jedoch auch hier Menschenmassen antreffen.

Eindrucksvoll wie er sich abends präsentiert. Beleuchtet und ruhig. Ein angenehmer Ort, mit Ruhe die Tafeln zu lesen, welchen Gottheiten die verschiedenen Schreine gewidmet sind. Es sind wirklich viele.




Wir kommen unter anderem an einem Schrein vorbei, der einen eigenen Brunnen besizt. Diesem sagt man nach, dass er für die Schönheit dienen kann. Am besten man trinkt daraus oder gibt sich das Wasser auf die Haut. Man weiss, dass auch viele Maikos hierher kommen.
Eine alte und neue Strasse, die Shijo-dori



In der Strasse die vom Yasaka Schrein Richtung Pontocho geht, sehe ich ein Geschäft für Haarschmuck. Dort, so erfahre ich, kaufen zum Beispiel Geishas ihre kostspieligen Haarklammern und -spangen. Mancher Kopfschmuck, immer sehr exklusiv, wird extra für sie angefertigt.
Die Haarpracht einer Maiko ist ebenso mit Opfern verbunden. Einmal die Woche geht sie zum Frisör. Die Frisur hat aber immer zu sitzen. Dafür muss sie auf einer Art harten Holzklotz für den Kopf schlafen. Kein Kissen. Kein Luxus. Sie hat immer top auszusehen, was auch in der Kleidung gezeigt wird. Somit kann ein Maiko nicht einfach mal so schnell im Hausanzug in den Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen. Sie hat kein normales Leben, einen Freund und während der Ausbildungszeit auch kein Handy.
Sollte sie eines Tages heiraten, dann gibt sie ihr Leben als Geisha auf und wird eine normale Frau.
Kyoto am Abend: Tatsumi Bashi und Shirakawa Kanal
Ich biege in eine Seitenstrasse der Shijo-dori ein, gehe durch eine entzückende Gasse und komme zu einer Brücke. Die geht über den Shirakawa Kanal, welcher anschliessend in den Kamo Fluss in Kyoto fliesst. Über den Kanal gehen verschiedene Brücken, bei der größten bin ich. Ihr Name Tatsumi Bashi, bildhübsch und perfekt für ein Foto. Bekannt ist sie auch noch, aus dem Film „Die Geisha“ nach Arthur Goldens Novelle „Memoirs of a Geisha“. Abends, wenn die Laternen angehen, hat dieser Platz einen besonderen Charme.






Man muss schon Glück haben, wenn man zufällig ein Maiko, eine Geisha-Schülerin, auf ihren hohen Holzsandalen, in einen besonderen Seidenkimono gekleidet, der in der Taille von einem breiten Gürtel (obi) zusammengehalten wird, in einem engen Gässchen aus dem Teehaus kommt oder rein geht. Ich sehe tatsächlich eine. Schnell, leise und elegant huscht sie im wahrsten Sinne des Wortes vorbei. Manchmal hat man Glück, wenn man ihre Arbeitszeiten kennt, also kurz vor 18, 20 oder 22 Uhr. In Higashiyama am Abend muss man schlicht immer die Augen offen halten, in alle Richtungen.






Dinner
Ich gehe in ein Restaurant, dessen Spezialität am Abend ein typischer dort gemachter, gefüllter und geschlossener Pfannkuchen ist. Meiner ist mit Gemüse gefüllt, sehr heiss und super lecker.




Über den Kamo Fluss nach Pontocho
Anschliessend geht es weiter, mein Ziel das Viertel Pontocho.
Pontocho ist immer ein Geisha Viertel von Kyoto. Man erkennt es an den Laternen, die ein anderes Muster im Vergleich zu Gion haben. Pontocho ist das traditionelle Ausgehviertel am Kamogawa Fluss in Kyoto. Eine enge Gasse mit sich aneinander reihenden Restaurants, Bars und Läden bildet das Zentrum dieses Viertels. Die Häuser zur Kamogawa Seite hin, besitzen Terrassen auf Holzstelzen, die scheinen als würden sie über den Fluss hinaus reichen. Die Kultur der Geikos lebt im Kaburenjo-Theater von 1873 weiter.

Betrachtet man die traditionellen Häuser aus Holz, ist es so als würde man eine Zeitreise und die Edo-Zeit unternehmen. Natürlich ist auch dieses Viertel von Bränden nicht verschont geblieben. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass Samstag Abend Menschenmassen unterwegs sind. Ausserdem regnet es nun wirklich mal so richtig.
Fazit zu Higashiyama
Das Viertel Gion ist es ein absolutes Muss, in den Abendstunden, wenn die meisten Touristen weg sind, für einen Spaziergang. Meist hat man diesen Stadtteil fast für sich alleine. Natürlich sind viele Tempel nicht offen und auch für Fotos von Besonderheiten und Details vieler Sehenswürdigkeiten ist diese Tageszeit nicht optimal. Dennoch sollte man es sich als Ergänzung zu einer Erkundung bei Tag nicht entgehen lassen. Ich habe Higashiyama am Abend und im speziellen Gion so lieben gelernt.

Ein besonderer Ort in Kyoto ist der Schrein der tausend Tore oder Fushimi Inari Taisha. Begleitet mich zum berühmtesten Schrein Kyotos und vielleicht von ganz Japan. Kyoto mit dem Fahrrad zu erkunden stellt eine wunderbare Weise dar, diese Stadt genauer kennen zu lernen. Und wer noch nicht genug hat, der lernt im Stadtteil Arashiyama eine weitere interessante Seite der Stadt kennen. In Ariashiyama entdecken – unterwegs in Kyoto gehen wir auf Tempeltour und zur Teezeremonie. Ein wunderschöner Trip.
Quellen für diesen Artikel waren der Ausflug “Gassen und Laternen” von Urban Adventures mit Fumiko und “Geishas und Gion” mit Aya von WaRaiDo Guide Networks zusammen mit den Blogs von wanderweib.de, japan-kyoto.de und 22places.de. Wer von Geishas nicht genug hat, den empfehle ich einen wunderschönen Artikel über Fukuhiro, einer der letzten Geishas in Kyoto.
Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag, der durchaus ein werbende Wirkung haben kann, ohne dass ich in irgendeiner Weise dafür beauftragt oder bezahlt wurde.
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