In Arashiyama entdecken – unterwegs in Kyoto geht es in einen wunderschönen Bezirk von Kyoto, unter anderem berühmt für Tempel wie den Tenryo-ji und den Sagano Bambushain. Meine erste Teezeremonie und vegane buddhistische Tempelküche darf ich hier kennen lernen.

Ich sitze gerade am Ufer des Kamogawa Flusses in Kyoto und lasse den heutigen Tag in Arashiyama Revue passieren. Was für schöne und eindrucksvolle Stunden durfte ich in diesem Viertel Kyotos verbringen. Kyoto bietet einen Städtetrip mit vielen Eindrücken.
Contents
Wie komme ich nach Arashiyama
Im Westen der Stadt Kyoto befindet sich das Viertel Arashiyama. Dort liegen einige bekannte Sehenswürdikeiten der einstigen Hauptstadt. Dementsprechend findet man Touristenmassen, wie auch an anderen bekannten Orten der Stadt. Aber es gibt jedoch auch Flecken, in denen es ziemlich ruhig ist.
Die JR Sagano Line bringt mich in 15 Minuten vom Bahnhof Kyoto Station bis zur Saga-Arashiyama Station. Busse gibt es auch, die Fahrt dauert aber länger.


Entdecke Arashiyama!
Spaziergang zum Adashino Nembutsu-ji Tempel
Mein erster Besuch ist dem Adashino Nembutsu-ji Tempel gewidmet. Langsam gehe ich vom Bahnhof aus zu Fuss in Richtung Nordwesten. Ich komme durch ein Wohngebiet von kleinen gepflegten Häusern und hübschen Villen. Die Strassen sind irgendwann nicht mehr nur geteert, sondern gepflastert. Alles wirkt idyllisch und sieht adrett aus, fast schon wie aus dem Bilderbuch. Während ich weiter gehe wechseln sich Häuser, Restaurants und Souvenirläden ab. Da es noch früh am Morgen ist, habe ich die Strassen für mich alleine und komme mir fast vor, als würde ich durch eine Filmkulisse spazieren. Die Ladenbesitzer und Anwohner grüßen freundlich mit einem Lächeln zurück. Betrachte ich die Architektur der traditionellen Häuser und die umliegende fast natürliche Landschaft, dann bin ich glücklich diesen langsameren Weg und nicht den Bus gewählt zu haben. Beiläufig kommt man auf diesem Weg an verschiedenen Tempeln vorbei, die man auch besichtigen kann.




Irgendwann zweigt links eine steinerne Treppe ab. Der Weg führt direkt zum Eingang des Adashino Nembutsu-ji Tempel. Adashino ist der Namen des Ortes an dem der Tempel erbaut wurde. Dort wurden immer schon die Toten begraben. Angeblich wurde der Tempel von Kukai gegründet (774-835), einem Priester und Gründer der Shingon Sekte. Tankei, ein berühmter Skulpturierst, erschuf die Buddha Statue. Die Haupthalle des Tempels entstand aber erst 1712.



Als ich um kurz vor 9:00 Uhr ankomme, werden die Tore zum Tempelgelände gerade geöffnet. Ich bin im Moment die erste und einzige Person, die um Einlass bittet.
Ich gehe langsam durch einen mystisch wirkenden Ort. Wie beeindruckend das Zusammenspiel von Bäumen, Moos, Steinen. Harmonisch, still und friedlich ist es hier. Langsam bewege ich mich vorwärts, fast ehrfürchtig.



Ich gehe an Grabsteinen vorbei, dann kommen typische Gräber. Irgendwann kommt etwas Besonderes. Eine Anhäufung von Grabsteinen um einen zentralen Buddha herum.


Ein Hof, auf dem mehr als 8000 Steinfiguren stehen. Sie wurden gefertigt während einer Zeitspanne von der Heian bis zur Edo Periode. Warum sie genau gemacht wurden, weiss man nicht so genau. Normalerweise gab es nur für die gehobene Klasse Grabsteine. Diese Steine fand man in der Adashino Gegend. Vor circa 100 Jahren wurden sie an diesem Ort zusammengetragen. Jedes Jahr werden am Abend des 23. und 24. August 1000 Kerzen bei den Steinen Buddhas angezündet.







Leider ist ein anderes Schmuckstück des Tempels geschlossen. Auch hier gibt es einen Bambuswald. Wegen Arbeiten darin kann er aber nicht besichtigt werden.

Ein absolut schöner Tempel mit besonderem Flair befindet sich etwas abseits der üblichen Touristenpfade. Für mich einer der Highlights von Arashiyama, ohne Touristenmassen vor und hinter einem. Der Eintritt ist 500 Yen und geöffnet ist er täglich ab 9 Uhr.
Wer jedoch Kyoto und vielleicht Japans berühmtesten Schrein kennen lernen möchte, der darf mich gerne zum Schrein der tausend Tore oder Fushimi Inari Taisha begleiten.


Zurück mit dem Bus
Zurück kann man wieder zu Fuss gehen, dann haben die Souvenirläden bestimmt geöffnet und es ist auch mehr Leben in den Strassen. Ich entscheide mich für den Bus. Mit der Nummer 92 kommt man zurück ins Zentrum und Hauptstrasse von Arashiyama.




Steigt man an der Haltestelle Nonomiya aus, dann findet sich gegenüber die Gasse, die direkt zu einer der Hauptattraktionen von Arashiyama führt, dem Bambuswald.


Arashiyama ist berühmt für: Sagano Bambushain

Kommt man von Norden oder Süden, dann ist es eine abzweigende Seitenstrasse. Diese kann man, wenn man nach 9 Uhr kommt nicht mehr verfehlen, da einfach zu viele Menschen davor sind, die einen der beeindruckendsten Wälder der Welt sehen möchten. Natürlich muss man ihn ansehen und sich mit den Menschenmassen durch den Wald treiben lassen.
Im Wald selber führt ein Pfad die Bäume entlang und sie scheinen endlos in den Himmel zu reichen. Die über 10 Meter hohen Bambusbäume filtern den Wind, sodass dadurch ein einzigartiger Ton erzeugt wird. Das Umweltministerium hat den Klang in die Liste der „100 Klanglandschaften von Japan“ aufgenommen. Das Besondere hier ist, dass Bambus in der freien Natur selten ist und normalerweise nicht in so dichter Ansammlung von Bäumen vorkommt. Leider ist es mir nicht möglich den Klang zu hören oder entsprechend schön Aufnahmen zu machen. Einen bessere Möglichkeit besteht, wenn man sehr früh oder sehr spät kommt.
Der Wald selbst ist immer offen und es muss kein Eintritt bezahlt werden. Ich würde einen kleineren wie beim Adashino Nembutsu Tempel oder Kodaji Tempel vorziehen.
Tea Ceremony Nagomi
Ich gehe zu meinem weiteren Termin. Da das Wetter nicht so hervorragend ist, habe ich mich heute für den Besuch einer Teezeremonie entschieden.
Im Arashiyama Shop von „Tea Ceremony Nagomi“ werde ich um 11 Uhr von Hisa erwartet. Japanerin und eine Expertin ihres Faches demonstriert mir in 45 Minuten die „angenehme“ Seite der Teezeremonie. Normalerweise dauert so etwas auch 2 Stunden und mehr und alles ist nicht immer so interessant.
Ohne Schuhe gehe ich in einen schlichten hellen japanischen Raum, ausgelegt mit Tatami Matten. Schiebetüren aus Reispapier, dezente Deko und schlichte Wände erwarten mich. Ich suche mir meine persönlich Teeschale und Bambusbesen aus. Dann setze ich mich auf ein Kissen.



Zunächst erklärt mir Hisa etwas über Tee, Tradition, den Ursprung und die Geschichte in Japan. Viel Neues kam mit der Meji Periode ins Land. 1886 das wusste ich schon in Kochi. Ursprünglich kam der Tee aus China und war nur Männern vorbehalten. Ich lerne, dass Matcha das ganze geriebene Blatt in Pulverform ist. Also all das Gute des Tees kriegt man zu 100%. Ich lerne wie sich eine richtige Teezeremonie abspielt, über die Regeln und das Verhalten.
Als ich bereit bin, verlässt sie kurz den Raum. Es herrscht Stille und ich gehe einen Moment in mich hinein. Dann kommt sie leise in ihrem Kimono und legt die Utensilien vor sich hin. Sie bereitet alles vor, in der mir bereits erklärten Schrittfolge, mit feinen und präzisen Bewegungen. Alles ist nach Protokoll zu erledigen.
Nachdem sie mir demonstriert hat, wie man Matcha Tee zubereitet, bin nun ich an der Reihe. Der Tee kommt aus Uji, produziert von Gion Tsujiri, einer 150 Jahre alten Teegesellschaft von grünen Tee. Ich entnehme das Pulver und gebe es in meine Teeschale von Kiyomizu. Sie gibt das Wasser hinzu. Dieses kommt aus der Gegend von Mt. Fuji. Mit etwas zittrigen Bewegungen zeichne ich erst Achterfiguren, dann vom Tassenboden erhöht geht es vor und zurück. Erst zügig, dann flott und zuletzt schnell. Der Tee fängt an schaumig zu werden. Dann mit leicht kreisenden Bewegungen versucht man die größeren Luftbläschen, die sich ganz oben gebildet haben, wegzubekommen. Der Tee ist fertig.

Nun verbeuge ich mich vor der Teeschale, dann esse ich das Süße. Die Süßigkeiten Tsuboneyarissyn kommen aus Kyoto. Erst nehme ich ein sehr zuckriges blaues Teilchen, dann ein gelatineartiges Pinkes. Anschliessend nehme ich die Schale mit beiden Händen hoch. Die Unterseite kommt auf die linke Handfläche, die rechte umfasst seitlich die Schale. Nun drehe ich zweimal um 90 Grad die Schale mit der Hand. Dann trinke ich den Tee. 3 – 5 Mal, ein kleines Geräusch ist in Ordnung. Nun betrachte ich den Boden der Tasse, halte inne, stelle die Tasse vor mir wieder ab. Ich verbeuge mich nochmals. Hisa strahlt mich an und irgendwie fühle ich mich großartig.


Eine wunderbare Idee von mir, eine Teezeremonie für Anfänger gebucht zu haben. Es war keine pure, aber das ist auch nicht nötig. Wichtig ist, eine Ahnung davon zu bekommen und etwas „japanischer“ aus dem Urlaub zu kommen. Denn laut Hisa ist ein richtige Teezeremonie interessant, aber auch schwierig und sehr lange. Schüchtern, mit einem breiten Lächeln, einen Händedruck und Dankeschön in Deutsch verabschiedet sich Hisa von mir.
Glücklich verlasse ich Nagomi, eine Erfahrung und Erinnerung reicher an Japan.
Für 45 Minuten Einweisung in Teezeremonie und Etikette habe ich 2500Yen bezahlt. Es gibt viele Vorführungen täglich, sowohl in Kyoto als auch in Higashiyama.
Arashiyama entdecken: Der Tempel Tenryo-ji
Mein nächstes Anliegen ist dann der Besuch eines weiteren Tempels, den Tenryo-ji, keine 5 Minuten zu Fuss von Nagomi weg.
Einer der beiden Eingänge zum berühmten Tempel Tenryo-ji befindet sich am bereits zuvor erwähnten Eingang des Bambushaines. Dieser steht bei allen Besuchern an erster Stelle. Ein Foto alleine unter den Bäumen erfordert jedoch Geduld.
Wer es etwas ruhiger wünscht, es gibt weitere nicht so bekannte Bambushaine in Kyoto am Kodaji Tempel und in Arashiyama am Adashino Nembutso-ji Tempel. Ich löse ein Ticket für den Garten des Tenryo-ji oder Tempel des Himmlischen Drachens.

Dieser Zen Tempel ist der wichtigste in Arashiyama. Durch Shogun Takauji 1339 gebaut. Früher stand hier bereits der Danrin-ji Tempel aus dem 9. Jahrhundert, historisch gesehen der erste Zen Tempel Japans. Acht Mal wurde der Tempel von Feuer heimgesucht, das letzte Mal 1864. Die meisten heute existierenden Gebäude gehen auf die Meji Periode (1886-1912) zurūck. Besonders beeindruckend ist der Garten hinter dem Hondo, also der Haupthalle. Er gehört zu den ältesten in Japan und besitzt heute noch die selbe Form wie im 14. Jahrhundert. Man erkennt mit welcher Liebe und Hingabe dieser Garten, bzw. Park gepflegt wird. Seit 1994 gehört er zum Unesco Weltkulturerbe.



Für Gebäude und Garten löst man separate Tickets. Da der Garten direkt an denen vorbeiführt und man ganz gut in das Haus reinsehen kann, kann man sich die Zeit sparen und den Garten mehr geniessen.
Buddhistische Templelküche Shojin Ryori bei Shigetsu
Anschliessend gehe ich in das Tempel Restaurant Shigetsu zum Essen. Die bieten eine besondere Küche, Shojin Ryori, welche als buddhistische Tempelküche bekannt ist. Das Besondere, alles ist vegan zubereitet. Das Essen gibt es meist nur als einziges festes Menü zum fixen Preis, 33000 Yen pro Person, also circa 30 Euro.
Am Eingang sehe ich, dass Gardinen angebracht sind. Ein Zeichen, dass das Restaurant offen ist und man willkommen ist. Ich ziehe meine Schuhe aus und lege sie in ein Regal. Dann werde ich in einen von mehreren Räumen gebracht. Der Platz wird einem lächelnd zugewiesen. Viele Tische sind schon besetzt.






Jeder sitzt auf dem Boden und hat sein eigenes kleines Tischlein. Das Ambiente ist ruhig, sauber, gediegen. Musik gibt es keine.
Dann kommt eine traditionell gekleidete Angestellte, leise, freundlich lächelnd und stellt ein Tablet auf den Tisch. Darauf befinden sich viele kleine Schüsselchen mit Delikatessen darin.
Japanischer Tee ist inklusive. Alkohol oder Erfrischungsgetränke muss man extra bezahlen.
Bei Shojin Ryori, wie auch im Buddhismus, ist Balance wichtig. Somit befinden sich auf dem Tablet die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig, leicht und heiss.
Ich weiss oft nicht was ich esse, aber es ist alles köstlich. Die Suppe, cremig, mit einer Kartoffel in der Mitte. Eine angemachte Aubergine, so traumhaft. Gurkensalat, Ingwer, gekochter Tofu, Klebereis, eingelegtes Gemüse und ich weiss nicht was. Die Melone war perfekt im Geschmack, Farbe und Konsistenz.




Für mich ein einmaliges Erlebnis, für das ich dankbar bin es erleben und geniessen zu dürfen, vor allem weil es vegan ist.
Am Ende nimmt man seine Rechnung, geht in den Eingangsbereich und bezahlt. Sollte niemand kommen, dann steht die Klingel da. Übrigens kann man ohne Probleme mit Kreditkarte bezahlen. Nicht vergessen die Schuhe wieder anzuziehen!
Langsam verlasse ich den Tempel durch den Haupteingang.
Weitere Sehenswürdigkeiten Arashiyama
Nun gehe ich die Hauptstrasse entlang. Ich sehe am Ende rechts die Togetsukyo Brücke. Diese führt über den Kamogawa Fluss und ist ziemlich romantisch anzusehen.
Auch entlang dieser Strasse befinden sich Souvenirgeschäfte, Restaurants und Shops mit lokalen Delikatessen wie Süßigkeiten oder Eis. Ich nehme mir die Zeit ein wenig Souvenirs anzusehen und muss mich zurückhalten nicht zu viel zu kaufen.









Mein letzter Punkt wäre noch eine mögliche Zufahrt mit dem Kyoto Saga Romantic Train, also mit der Scenic Railway. Der antike Zug rattert in 30 Minuten vom Bahnhof Torokko Saga in Arashiyama für circa 7km durch ein wunderschöne Landschaft. Es geht durch eine Schlucht mit breitem Fluss, Tunnel und über abenteuerlich wirkende Brücken. Kommt man dann beim Bahnhof Torokko Kameoka an, geht man zum Bahnhof und fährt mit der JR Linie nach Kyoto zurück.

Da ich aber nicht sicher war und das Wetter wirklich nicht so berauschend ist, habe ich kein Ticket reserviert. Der Zug um 15.02 ist wie erwartet bereits ausgebucht, für 16.02 Uhr will ich dann doch nicht mehr warten. Also gehe ich langsam zum Bahnhof zurück.

Ein Fazit zu Arashiyama
Somit geht ein schöner Tag in Saga-Arahiysama zu Ende. Wer möchte, der kann noch mehr Tempel besuchen, oder mit dem Boot dem Kamogawa Fluss befahren. Ich bin glücklich über den heutigen Tag und beende ihn in Kyoto direkt am Ufer des Kamogawa Flusses.
Ein wunderschönes Erlebnis während eines Kyoto Städtetrips ist übrigens ein Spaziergang am Abend in Higashiyama. Tempel, Teehäuser und viele Besonderheiten warten. Wer Glück hat, dem begegnet vielleicht eine Maiko oder Geisha. So wie man am Abend Higashiyama entdecken sollte, ist es fast ein Muss früh morgens Japans berühmtesten Tempel zu besuchen. Im Artikel Schrein der tausend Tore oder Fushimi Inari Taisha entführe ich euch zu einem mystischen Ort, der immer in Erinnerung bleiben wird.

Lascia un commento